Montag, 25. Oktober 2010

Kundendienst mit wenig Personal

Wie die Komödie Dresden Heinz Rennhack und noch zwei andere schuften läßt
von Reinhard Heinrich
"Kundendienst"  heißt das Stück, das vorigen Freitag als möglicherweise letzte Premiere der Komödie im WTC über die Bühne ging. Ging? - Über die Bühne tanzte, brillierte, slapstickte, rotierte es. Denn Rotation ist dank der zwei kleinen Drehbühnen ein tragendes Element in dem Stück, das der Wiener Regisseur und Theaternarr Marcus Ganser von einer Farce erfolgreich zur Tragikomödie umformte.
Mag sein, daß der Autor Curth Flatow (Jahrgang 1920), "der erfolgreiche Vertreter des Boulevardtheaters" (Wikipedia), tatsächlich glaubt, seinem Publikum nicht allzu viel Tiefgang zumuten zu dürfen - Regisseur Ganser jedoch glaubt das nicht und kitzelte tiefere Wahrheiten aus so gut wie allen "komischen" Situationen heraus - mit dem Effekt, daß dem Publikum auch mal das Lachen im Halse stecken bleiben kann. Natürlich ist das erst einmal lustig, wenn Gilbert Dumont (Heinz Rennhack) seinem Gefängniswärter (Gisbert-Peter Terhorst) beichtet, welch hohen Erholungswert die Haftstrafe für ihn hat. Aber das ist in Wahrheit einen Aussage über "das Leben draußen". Die Vor-Geschichte wird aus der sicheren Gefängniszelle heraus erzählt. Eine Idylle, wie wir sie aus Olsenbanden-Filmen kennen. Dazu paßt die geradezu liebevolle Betreuung des allerdings ungewöhnlichen Häftlings durch den Wärter Thibaut. Doch wenn Dumont von seinem Leben vor dem Knast erzählt, dann bricht die Hölle herein in diese Zelle. Draußen - da zählt nur der Erfolg, gemessen am generierten Umsatz des Außendienstlers.

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