Montag, 6. September 2010

"Ritter Ludwig" - ein Komödien-Feuerwerk mit Tiefgang

Herbert Köfer feiert 70. Bühnenjubiläum - mit exzellenter Arbeit - in exzellentem Team
von Reinhard Heinrich
Zugegeben - daß es etwas zu lachen gibt, wenn Herbert Köfer auftritt, war klar. Daß man jedoch das ganze Spektrum zwischen lachendem und weinendem Auge geboten bekommt - das war bisher weniger oft der Fall.
"Ritter Ludwig", das Stück von dem Österreicher Stefan Vögel (der in der Schweiz studiert hat), ist ein Glücksfall - für die Komödie, für Herbert Köfer und das ganze Ensemble. Erst sieht es aus wie eine Sitcom. Da sitzen Typen am Tisch und jeder hat seinen Part, um das Publikum zu belustigen. Und die Figuren im Stück wollen das eigentlich auch. Ihre gewohnte Rolle spielen, über den lachen, über den immer gelacht wird, soviel Anerkennung einheimsen, wie eben gerade noch geht. In einer Senioren-Residenz - versteht sich. Hundert mal gesehen? Das nicht! Immer wieder bricht das reale Leben herein und zwingt die - durchaus etwas elitären - Senioren zu reagieren. Allen voran "Ritter" Ludwig, der gebildete ehemalige Schloßbesitzer und Elite-Schuldirektor, der bessere Zeiten gesehen hat. Aber seine besten Tage erleben wir hier in in der Komödie Dresden, mit Herbert Köfer in der Hauptrolle.

So vielschichtig und tiefgründig habe ich Herbert Köfer noch nie gesehen. Das Stück gab die Gelegenheit - und Köfer hat sie genutzt. Da stand mit einem Male nicht mehr der bekannte Köfer auf der Bühne. Er spielte nicht - er war: Ludwig von Schwitters, ehemals der große Schuldirektor und Schloßbesitzer - und eben auch ganz klein, vor seinem nicht immer so glänzend bewältigten Leben.

Da ist er direkt erleichtert, als Paula auftaucht, die junge Frau, die ihr verpfuschtes Leben noch vor sich hat - wenn der alte Haudegen nichts dagegen unternimmt. In traumtänzerischer Leichtigkeit geht das Stück über durchaus sichtbare  Klippen und Abgründe hinweg. Und Herbert Köfer, der am Premierenabend sein 70. Bühnenjubiläum beging. zeigte sich als Solist und Ensemble-Mitglied. Im Kreise seiner Mit-Senioren (Lutz Jahoda, Wolfgang Hosfeld, Regina Jeske) stets Hahn im Korbe, der Alpha-Rentner schlechthin, auch gegenüber der mit "Panzerkreuzer" angeredeten Schwester Isolde (Gundula Köster) stets auf seine Selbstachtung bedacht, wird der "Ritter" gegenüber der Raperin Paula (Kerstin Bruhn) plötzlich feinfühlig - was er allerdings zu Anfang noch durch wohlberechnete Grobheiten zeigt.

Ein Stück über die besten Tage eines langen Lebens - wie sich herausstellt. Und Herbert Köfer gab auf der Premierenfeíer zu, daß es ihm einen Heidenspaß gemacht hat.

Dem Publikum sowieso. Es ist in der Komödie durchaus nicht alltäglich, daß das Publikum sich zum Schlußbeifall von den Sitzen erhebt. Hier geschah es. Und mit Recht.

RITTER LUDWIG
Eine Komödie von Stefan Vögel
Mit Herbert Köfer, Lutz Jahoda, Regina Jeske, Gundula Köster, Wolfgang Hosfeld und Kerstin Bruhn
Regie: Dominik Paetzholdt 
Bis 10. Oktober nahezu täglich in der Komödie. Genauer Spielplan hier. 

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