Samstag, 24. April 2010

"Morgen war's schöner"

Eine Feier "für sich"
von Reinhard Heinrich 
Unter dem Titel "Morgen war's schöner" feierte am vergangenen Dienstag, dem 20. April in Kleinen Haus das legendäre Dresdner Kabarett "Die Herkuleskeule" ihren Intendanten Wolfgang Schaller (Bild rechts) - mit einer Premiere, die es in sich hatte. Die Feier galt dem 70.Geburtstag sowie dem 40. Berufsjubiläum des Intendanten und Hausautors. (Anklicken und das Buch kaufen!!!) 
Gekommen waren viele, die im Laufe der Jahre mit Schallers Hilfe (als Publikum) gelernt hatten, zu "lachen, wo es zum Heulen nit reicht". Und so ziemlich alle seine Schüler, Jünger, Nachfolger und vielleicht sogar (freundliche) Neider, die auf der Bühne dieses subversive Lachen bei anderen auslösten, wann immer es nötig und erfolgversprechend war.
Folgerichtig saßen im Publikum Olaf Böhme, Uwe Steimle, Wolfgang Stumph, um stellvertretend drei Namen zu nennen. Im übrigen war der Saal des Kleinen Hauses ausverkauft - nichts ging mehr.
Sieben Herkules-Keulenschwinger und die drei Musiker gaben alles, mehr ist zur Aufführung nicht zu sagen - außer vielleicht: Sie waren sich einig mit dem Autor/Intendanten wie mit dem Publikum, daß - frei nach Karl Valentin - die Zukunft früher auch besser war. Was also nicht neu ist. Neu war die Schärfe der Ansage, neu war die überzeugende Lebendigkeit mancher Nummer, die glatt von der Straße weg geholt schien. Tucholsky meinte, die Zeit schreie nach Satire - für Schaller ist sie es bereits. Rauf auf die Bühne damit, dazu ein paar helle Scheinwerfer - und das Überflüssige weggestrichen, der banale Rest   i s t   Satire. Und Schaller hat das Werkzeug, sie aus der Realität  herausfiltern. So einfach - wie Klavierspielen. Einfach im richtigen Augenblick die richtigen Tasten treffen.

Ich bekenne, mich bei der anschließenden Premierenfeier an Schallers echt sächsischem Hackepeter gütlich getan zu haben. Das wäre keiner Erwähnung wert, wenn der Bäcker nicht die Brötchen dazu in Form kleiner handlicher HERKULESKEULCHEN gebacken hätte. Sehr knusprig die vielen kleinen  Stachelspitzen - man konnte die Stiche auf der Zunge spüren. Schöne Erinnerung an Zeiten, da solche Spitzen noch Regierende als tief verletztend empfanden.* Es war unvergeßlich. Und da Schaller ja noch jung ist (wie man sehen konnte), bestelle ich schon heute eine Karte zur nächsten Premiere gleicher Art - in 10 Jahren. So ausverkauft, wie diese war ...
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* Der Satz ist absichtlich zwiefach verstehbar. 

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